Diese Woche lassen wir Personen zu Wort kommen, die einen anderen Zugang zu den Themen Veganismus und/oder Nachhaltigkeit haben als “nur” das Essen. Sie haben tolle Projekte, Vereine oder Unternehmen ins Leben gerufen, um unsere Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Dass es vegane Bücher, vegane Treffen und Gnadenhöfe für gerettete Tiere gibt, wissen wir mittlerweile. Aber wie schaut es mit veganer Kunst aus? Bilder aus veganer Sicht? Die etwas aussagen, dass es schon ein bisschen wehtut? Das ist das Steckenpferd von Carolin aka Caroletta, die dem Veganismus mit Art & Almonds einen künstlerischen Anstrich gibt.
Toastenstein: Hallo Caroletta oder ist Dir Carolin lieber? Stell Dich doch bitte einmal kurz vor. Wo kommst Du her, was machst Du beruflich und was in Deiner Freizeit?
Hi! Mein richtiger Name ist Carolin. Unter dem Namen Caroletta arbeite ich seit über 12 Jahren als Malerin und Illustratorin. Mit meinem Mann und meinen beiden Kindern lebe ich in Berlin. In meiner Freizeit spiele ich Klavier. Außerdem fotografiere und lese ich gern. Am Liebsten hänge ich jedoch meinen Gedanken nach.
„Herumwuselnde Kinder, Homeschooling und Homeoffice haben keinen Platz gelassen, um irgendwelche neuen Ideen zu entwickeln oder umzusetzen“
Der Name ist auf Deinem Blog Art & Almonds Programm: Neben Bildern und veganen Rezepten gibt es unter anderem auch viele tolle DIY-Ideen. Woher nimmst Du nur diese Kreativität?
Kreativität gehört ja quasi zu meinem Beruf. Sie braucht aber auch viel Raum. In den letzten Monaten konnte ich z.B. keinen klaren Gedanken fassen. Herumwuselnde Kinder, Homeschooling und Homeoffice haben keinen Platz gelassen, um irgendwelche neuen Ideen zu entwickeln oder umzusetzen.
Wir haben uns vor nicht einmal fünf Jahren das erste Mal so richtig mit dem Thema Veganismus auseinandergesetzt. Darüber kannst Du wahrscheinlich nur müde lächeln, oder?
Sooo viel länger bin ich jetzt auch noch nicht drin im Thema. Obwohl ich seit über 30 Jahren kein Fleisch oder Fisch gegessen habe, folgte der Schritt zum Veganismus erst 2013.
„Die Bilder beleuchten dabei intensiv das Mensch-Tier-Ausbeutungsverhältnis“
Im April ist Dein Bilderbuch „So haben wir das schon immer gemacht“ erschienen, in dem viele provokante und gesellschaftskritische Bilder und Texte enthalten sind, die die vielzitierte kognitive Dissonanz hinsichtlich der Tierausbeutung auf wunderbare Art und Weise zeigen. Wie ist es dazu gekommen? Ein Bilderbuch für Erwachsene ist ja nicht gerade alltäglich.
Das Buch ist der Abschluss meines langjährigen Kunstprojekts ABOUT MEAT. Die Bilder beleuchten dabei intensiv das Mensch-Tier-Ausbeutungsverhältnis. In dem Buch werden sie von einem Text in Reimform ergänzt.
Deine Bilder haben schon viele Länder bereist, und das nicht nur in digitaler Form. Gibt es da einen Moment, auf den Du ganz besonders stolz bist oder an den Du gerne zurückdenkst?
Vor zwei Jahren waren die Illustrationen für die World Illustration Awards der AOI nominiert. (Das sind sozusagen die Oscars der Branche.) Für die Preisverleihung und die begleitende Ausstellung bin ich damals nach London gereist. Das war eine großartige Erfahrung.
Die einen zeichnen mit Bleistift, die anderen digital – wie entstehen Deine Bilder?
Ich fertige zuerst Bleistiftskizzen an. Wenn der Entwurf steht, übertrage ich ihn auf eine Holzplatte oder Buchbinderpappe und grundiere die Bereiche, die später mit Farbe gefüllt werden. Mein liebstes Medium ist Acrylfarbe. Ich mag die kurzen Trockenzeiten. Sobald ein Bild fertig ist, wird es gescannt und einem digitalen Fine-Tuning unterzogen.
„Es gibt eine ganze Stilrichtung in der modernen Kunst, den Pop Surrealismus, dem ich mich sehr verbunden fühle“
Wenig überraschend mögen wir Deinen eher düsteren Stil sehr gerne. Welcher Künstler oder welches Kunstwerk hat Dich am meisten inspiriert?
Es gibt eine ganze Stilrichtung in der modernen Kunst, den Pop Surrealismus, dem ich mich sehr verbunden fühle. Roby Dwi Antono, Mark Ryden, Nouar und Nicoletta Ceccoli sind einige Pop Surrealisten, die ich sehr schätze.
Deine Bilder eignen sich bestimmt hervorragend als Tattoo-Vorlagen. Hast Du schon eine Wall-of-fame von Körperteilen, auf denen Deine Bilder verewigt wurden?
Ehrlich gesagt wurde mir noch nix dergleichen zugesandt. Es gibt eine Nagel-Designerin, die hin und wieder auf meine Motive zurückgreift, aber Tattoos kenne ich bislang noch nicht.
Auf Deinem Blog ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden, was bestimmt auch an der Arbeit an Deinem Buch lag. Was hast Du noch vor oder sind vielleicht sogar weitere Veröffentlichungen geplant?
Ja, es ist leider sehr ruhig auf meinem Blog momentan. Die Arbeit an dem Buch hat mich jetzt über ein Jahr lang voll in Anspruch genommen. Da fehlte einfach die Zeit für neue Blog-Projekte. In nächster Zeit wird es aber wieder ein paar neue Beiträge geben. Unter anderem auch zum Buch. 🙂
„Das aktuelle Geschehen rund um Tönnies und Corona macht mich zum Beispiel wieder unfassbar wütend“
Kunst war schon immer auch Ausdruck des politischen Diskurses und zeitgenössische Dokumentation. Umso wichtiger ist es, dass die Themen Veganismus, Umweltschutz und Nachhaltigkeit auch weiterhin künstlerisch aufbereitet werden und so Denkanstöße liefern. In den vergangenen Jahren hat sich schon so viel getan. Aber noch längst nicht genug. Glaubst Du, dass wir als Menschheit noch einen weiteren großen Sprung machen können?
Ich schwanke bei dem Thema immer zwischen „Großartig, was wir schon erreicht haben!“ und „Wieso dauert das so lange? Was ist los mit den Leuten?“ Das aktuelle Geschehen rund um Tönnies und Corona macht mich zum Beispiel wieder unfassbar wütend. Ein Skandal biblischen Ausmaßes und trotzdem grillen die Leute fleißig weiter ihre 1,99€-Steaks und erzählen sich dabei, wie schlimm das alles ist. In solchen Moment habe ich keine Hoffnung mehr.
Zum Abschluss noch ein paar schnelle Fragen für echte Foodies!
Was befindet sich ganz hinten in Deinem Gefrierfach?
Edamame. Die liegen da schon ne Weile und ich habe noch keine Idee, wie ich die am besten mal verarbeite.
Drei Dinge, die in einer Küche nicht fehlen dürfen?
ordentliche Messer sind das A&O, sonst macht Kochen keinen Spaß. Außerdem ein leistungsstarker Standmixer und natürlich ein volles Gewürzregal!
Was ist Deine schlechteste Angewohnheit beim Kochen?
Ich kann beim Kochen leider keine Ordnung halten. Wenn ich fertig bin, sieht die Küche immer aus, als wäre ein Tornado durchgefegt.
Was wäre Deine Henkersmahlzeit?
Die handgemachten und gerösteten Gnocchi des Berliner Restaurants „Lück‘s.“
Wofür würdest Du mitten in der Nacht den Kühlschrank öffnen?
Für „Made with Luve“-Schokoladen-Stieleis
Herzlichen Dank! Und bitte, bitte, bitte weitermalen!
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