Wir haben das Experiment hinter uns gebracht und nun steht das finale Fazit an. Haben wir überlebt? Kann man auch mit kleinerem Geldbeutel vegan leben? Und was waren unsere Hürden, Stolpersteine und Erfolge? Das könnt ihr gleich hier nachlesen…
Fünf Euro für drei Mahlzeiten – das war unser glorreiches Ansinnen, und wir haben uns so einige Gedanken dazu gemacht. Angefangen damit, ob der Betrag überhaupt realistisch ist. Denn die Antwort hängt stark von der eigenen Sichtweise und vor allem auch vom eigenen Budget ab.
Wenn wir essen gehen, bezahlen wir für eine Mahlzeit ungefähr zwischen 10-20 Euro, und wir halten das für einen fairen Preis. Wie sieht das aber aus, wenn man mit dem absoluten Minimum leben muss? In unserem Land wäre das die Grundsicherung durch Hartz IV, und dort beträgt der Tagessatz für Nahrung und Getränke genau 4,85 Euro. Davon mal eben ins Restaurant zu gehen, wird auf Dauer eine sehr hungrige Angelegenheit. Was unsere Challenge betrifft, liegen wir damit aber nur knapp über der Grundsicherung und haben ganz gute Startbedingungen, wie wir finden. Trotzdem hätten wir dieses Experiment nicht unterschiedlicher erleben können…
Manöverkritik
Maddin (hier entlang zu seinem Beitrag!) – Eden hatte bereits im Vorfeld die Idee geäußert, es gleich mit nur drei Euro zu versuchen. Wie das Ergebnis aussehen würde, können wir uns alle denken, so ich da gleich die Kochschürze geworfen habe. Zu meinen ganz großen Stärken gehören bekanntlich Kochen, Abenteuerlust und bequeme Pfade verlassen – NICHT! Daher war mir von vornherein klar, dass meine Challenge nur über einen Weg gehen kann: Einfach, lecker und wohlbekannt. Das ist eine sehr einschränkende Herangehensweise, aber andererseits auch eine sehr ehrliche. Was soll ich mit Sachen anfangen, bei denen ich erst stundenlang recherchieren muss, was ich mit ihnen machen soll? Was soll ich mit Exoten? Mein Ziel war es, möglichst einen Alltagstag mit Lieblingen abzubilden, ohne in diesem Experiment weitere Experimente einzugehen. Ich bin halt so, was soll ich mich da verstellen?
Aber insgesamt fand ich es wirklich spannend, diesen Weg auch in dieser Art zu bestreiten. Natürlich war das Ganze sehr gewollt und konstruiert, da wohl die wenigsten jeden Tag neu einkaufen gehen und sonst nichts mehr zu Hause haben. Auf die Idee, den relativ teuren Paprika-Creme-Aufstrich in die Tomatensauce zu kippen, die Pilze damit anzubraten und das ganze Gläschen an einem Tag zu verbrauchen, würde ich normalerweise nicht kommen. Doch es hat funktioniert. Und es war insgesamt lecker und sättigend. Herausforderung erfüllt. Dass der Nährstoffgehalt zu wünschen übrig ließ, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Zumindest etwas sinnvoller als zwei Tüten Chips und die Discounter-Pizza war das Ganze allemal. Als Jedes-Tag-Essen funktioniert es so auf jeden Fall aber auch nicht. Da muss man etwas smarter ans Werk gehen. Welch Glück, Frohlockung, dass ich mit einer Frau zusammen bin, die genau das (nicht nur!) in der Küche auch ist.
Eden (hier entlang zu ihrem Beitrag!) – Mein Experiment hat mit dem größten Fehler begonnen, den jemand mit einem kleinen Budget machen kann: Ich habe nichts vorbereitet, nichts geplant und mir keinen Einkaufszettel geschrieben. Und ich weiß, wer jeden Cent umdrehen muss, der denkt vernünftig nach, bevor er das Portemonnaie aufmacht. Hätte ich also noch günstiger einkaufen können? Ich bin mir nicht sicher. Aber ich weiß, dass mir einige Dinge gefehlt haben, die ich sehr gerne auf meinem Menü gehabt hätte. Zum Beispiel gab es keine Hülsenfrüchte, obwohl die wirklich sinnvoll gewesen wären. (Dazu kommen wir später nochmal.) Und Pflanzenmilch oder Joghurt hätten mich begeistert, weil ich die einfach unheimlich gern esse. War aber einfach nicht im Budget!
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn von Hunger gab es keine Spur! Ehrlicherweise muss ich sogar gestehen, dass ich bei jeder Mahlzeit für zwei gekocht habe. Das war nicht ganz beabsichtigt, aber liegt daran, dass ich meistens für zwei Personen oder Tage koche. Bei dieser Challenge kamen also mehr als nur drei Mahlzeiten raus, und ich habe auch noch Reis und Haferflocken übrig. Einen kleinen Bonuspunkt gebe ich mir noch, weil nur eine Sache in Plastik verpackt war: die passierten Tomaten. Einen Minuspunkt gebe ich mir, weil es mit der Banane nur ein Bio-Lebensmittel gab. Da ist noch Luft nach oben, aber der Geldbörse geht diesbezüglich leider schnell die Puste aus.
Stolpersteine
Wir haben beide sehr schnell gemerkt, dass das größte Problem in diesem Experiment gar nicht darin lag, möglichst günstig einzukaufen, sondern darin, dass wir alles nur für einen Tag kalkulieren mussten. Ein großer Sack Kartoffeln kostet nämlich nur 2-4 Euro und wäre für eine ganze Woche eine sichere und sinnvolle Investition, mit der man auch noch richtig kreativ werden kann. Das Gleiche gilt auch für Hülsenfrüchte. Die bekommt man in großen Mengen für vergleichbar kleines Geld, nur hatten wir nicht nur den Faktor „kleines Geld“, sondern auch „kleine Menge“.
Ein weiterer Stolperstein ist die persönliche Haltung Nahrungsmitteln gegenüber. Wenn das Budget nämlich so wahnsinnig klein ist, gibt es keine Optionen mehr für „quick and dirty“. Fertigfutter und Ersatzprodukte fallen raus. Der vegane Käse für drei Euro ist Geschichte. Fertige Burger, Würstchen und Gemüsestäbchen müssen im Regal bleiben. Und von Pizza, Mikrowellenfutter und Konsorten müssen wir gar nicht erst anfangen. Das bricht die Bank, wenn man den Rest des Tages auch noch was zwischen die Kiemen braucht. Was leider aber ebenfalls schwierig ist, sind Bio-Produkte. Alles was wir gekauft haben, hätte es auch in einer Bio-Variante gegeben, aber eben nicht für fünf Euro. Man muss also seine Abstriche machen, oder besonders clever sein…
Kniffe und Tricks
Für Maddin waren es Brötchen, für Eden waren es Haferflocken – wir sprechen von einem Multifunktionswerkzeug. Damit kann man nämlich richtig das Sparschwein zum Quieken bringen. Wenn man von Lebensmitteln wie Kartoffeln, Nudeln, Hülsenfrüchten und Getreide große Mengen kauft, hat man ein schier endloses Paket an Möglichkeiten an der Hand – und das für wirklich kleines Geld. Schaut euch bei eurem Foodblog des Vertrauens um, wenn ihr nicht kreativ seid, es gibt genügend Leute, die den Job für euch machen.
From Farm to Table – das ist so ein beschwingter Satz, der heute gerne benutzt wird, aber da ist was dran! Wenn das Budget zu klein ist für Bio-Lebensmittel, dann kauft eure Sachen direkt vor der Haustür. Die lokalen Obst- und Gemüsebauern bieten zwar meistens auch einen Abverkauf direkt vom Hof an, aber beliefern auch Supermärkte und dort sind die saisonalen Sachen sehr erschwinglich zu bekommen und haben auch eine gute Qualität. Edens Steckrübe zum Beispiel war ein absolutes Schnäppchen, und auch wenn Maddins Pilze etwas ins Budget gingen, kamen sie von einem deutschen Hof und waren günstiger als die Großmarkt-Pilze. Wir können also nur nochmal wiederholen: Kauft saisonal und regional!
Köpfchen ist gefragt – wenn am Ende des Geldes noch viel Monat übrig bleibt! Begeht nicht den gleichen Fehler den Eden gemacht hat und geht planlos einkaufen. Ein großes No-No! Setzt euch mit einer Tasse Tee an den Küchentisch und macht euch einen Essensplan oder zumindest eine Einkaufsliste. Überlegt euch, was ihr wirklich braucht, und schaut nach, wo ihr es günstig bekommen könnt. Hülsenfrüchte und Reis bekommt ihr für schrecklich kleines Geld in großen Mengen im orientalischen oder asiatischen Supermarkt. Und wenn euer Supermarkt eine internationale Abteilung hat, macht euch kurz die Mühe und vergleicht die Preise mit dem regulären Sortiment. Auch da kann man noch ein paar Cents sparen!
Finale Worte
„Kaufe möglichst viel und sinnvoll ein“ ist ungefähr die Herangehensweise von Eden gewesen. Maddin hat es dagegen mit „Kaufe möglichst viel von dem ein, was Du auch sonst kaufen würdest“ probiert. Davon ausgehend hat diese Challenge in dem Sinne keinen Gewinner gehabt, weil sich da völlig konträre Paradigmen gegenüber standen. Im Detail aber muss man natürlich sehen, dass der Eden’sche Einkauf wahrlich sinnvoller als der andere war. Er war abwechslungsreicher, er war nährstoffreicher – und er war auch einfach mehr. Da wo die Brötchen zwar für morgens und abends auf den Tisch kamen und die Nudeln auch für zwei Tage reichten, war der Rest schon lange weg und verdaut gewesen. Aber es war einfach und schnell, und das war Maddins Prämisse. Minimalziel erreicht.
Eden dagegen hatte das entsprechende Handwerkszeug, um aus nur viel auch wirklich was Leckeres zu zaubern. Viel Variation, viel Kreativität, dazu viel Ausprobieren – man sieht es bereits an den Einkaufsbildern, die schon unterschiedlich farbig waren. Rot-weiß versus bunt. Aber es bedeutete natürlich auch mehr Arbeit, das darf man dabei nicht außer Acht lassen. Mit Haferflocken Pancakes zu machen war ebenso neu wie die überraschend guten Bratlinge damit zu bauen. Ein bisschen Gehirnschmalz musste da investiert werden, um nicht mit hungrigem Magen und/oder einem griesgrämigen, weil nicht entzücktem, Gesicht da zu stehen.
Letzten Endes haben wir zum Teil die Erkenntnis erlangt, dass man ernährungstechnisch nicht immer alles haben kann – günstig und sinnvoll einerseits sowie schnell und unkompliziert andererseits ist wirklich eine Challenge. (Wobei schnell und unkompliziert wirklich sehr subjektiv und sicher auch eine Frage von Übung, Zeitmanagement und Routine ist!) Chapeau an alle, die das so gekonnt hinbekommen!